Warum immer mehr Manager kündigen – Das Geheimnis hinter dem erfolgreichen beruflichen Neuanfang

by | 1 Jul 2022 | Changemanagement, Karriere, Leadership, Neuorientierung

 

Immer mehr Manager kündigen. Der Frust ist groß, denn der Wert Vertrauen ist ihnen bei der Arbeit abhandengekommen. Sie vermissen ihn schmerzlich. Sie können und wollen so nicht weitermachen. Die Folge: erst innere Kündigung, dann ein neuer Job mit der Hoffnung, dass nun alles besser wird.

Dieser Trend ist nicht aufzuhalten, denn die Menschen sind sich in den letzten beiden Pandemiejahren darüber bewusst geworden, was ihnen wirklich wichtig ist in Beruf und Leben. Da melden sich persönliche Werte, die gelebt und nicht wie bisher unterdrückt werden wollen.

In diesem Blogartikel erzähle ich am Beispiel eines Geschäftsführers, wie wichtig es ist, sich und seinen Werten treu zu bleiben und die persönliche Integrität zu wahren – und wie das eigene Gewissen als Kompass ganz besonders in herausfordernden Situationen gefragt ist.

 

Wir saßen in seinem Geschäftsführerbüro, das noch aus alten Zeiten stammte, an einem großen runden Besprechungstisch, geschnitzt aus Massivholz. Dunkle Holzvertäfelungen an den Wänden. Ein Schreibtisch, so groß wie ein Billardtisch. Sogar mit grüner Auflage. Und viele Meter Platz zum Denken.

 

Die Frage nach der Unternehmenskultur

„Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur hier im Hause beschreiben?“ – Als ich die Frage nach der Unternehmenskultur stellte, riss es ihn urplötzlich auf seinem schweren Lederstuhl hin und her. Er war völlig verblüfft über meine Frage, die ihm so wohl noch niemand gestellt hatte, jedenfalls niemand, der wie ich nach einem Heimplatz für die Eltern suchte. Voller Enthusiasmus fuhr er fort und erzählte mir seine unglaubliche Geschichte. Und ganz im Gegensatz zu seinem Büro war das eine äußerst moderne Geschichte …

Ich hörte wie gebannt zu und war gleichzeitig so dankbar, dass ich durch seine offene und ehrliche Schilderung erfahren durfte, was diesem Manager vor knapp zwei Jahren widerfahren war. Wie aus einer inneren Kündigung eine tatsächliche Kündigung und Neuorientierung wurde. Aus meinem Coaching- und Beratungsalltag weiß ich heute, zwei Jahre nach dem ersten Lockdown 2020, dass er mit seiner inneren Kündigung leider kein Einzelfall war.

 

Eine Umgebung, die zu den eigenen Werten passt

Er ist der Leiter eines Altenheimes, dass ich kürzlich auf der Suche nach dem richtigen Platz für meine Eltern besuchte. Im Gespräch wollte ich näher ergründen, welche Philosophie dort herrscht und wie sich der wichtigste Mann an Bord, der Geschäftsführer, im Gespräch mit mir machen würde.

Schließlich will ich meine Eltern in einer Umgebung wissen, die zu ihnen und ihren Werten passt. Du kennst das sicherlich auch. Wenn Du bei einem Arbeitgeber warst, der entgegen Deiner Werte etwas von Dir verlangte, bei dem Du Dich innerlich gesträubt hast, dann war klar, hier bist Du nicht richtig.

 

Werteorientierte Führung wird gesucht

In den letzten drei Jahren habe ich viele Altenheime von innen gesehen. Und glaube mir, da entsprach einiges nicht meinen Werten. Ich könnte ein Buch darüber schreiben, wie viel schreiende Ungerechtigkeit ich dort – nur als Besucherin – erleben musste. Aus diesem Grund stelle ich regelmäßig die Frage nach der Unternehmenskultur.

Nicht, dass dies schon ausreichend wäre, um zu erkennen, ob meine Eltern hier gut aufgehoben wären. Doch gerade daran, dass so wenige Manager meine Frage spontan beantworten können, kann ich ablesen, dass man dort von einer werteorientierten Führung, d.h. es wird anhand von Werten und Sinn Orientierung gegeben, so weit entfernt ist wie der umgefallene Reissack in China von Deutschland.

Ich bin ja nicht die einzige, die werteorientierte Führung sucht. In meinem Beispiel geht es um mein Familienleben. Doch in den vielen Beispielen meiner Klienten und des beschriebenen Geschäftsführers geht es um Werteorientierung im Berufsleben.

 

Nicht ohne seine Werte

Ich ahnte nicht, was nun kommen sollte: Er erzählte mir ganz offen, dass er erst seit knapp zwei Jahren in diesem Altenheim tätig war. Vorher trennte er sich im Streit von seinem alten Arbeitgeber – auch ein Altenheim in München – weil die Dinge, die dort vorfielen, nicht mehr seinen Werten entsprachen.

Er wollte nicht länger einer Arbeit nachgehen, hinter der er nicht mehr stand, bei der er seine Werte nicht leben konnte. Die Art, wie er das beschrieb, legte nahe, dass es ihm damals auch gesundheitlich alles andere als gut erging. Dieser Trennungsprozess hatte ihm sichtlich zugesetzt.

Seine Erschütterung über diese Geschichte war ihm noch immer deutlich anzumerken. Er erzählte mir davon, dass zu Beginn der Corona-Zeit, als der erste Lockdown im März 2020 in München verhängt wurde, von ihm als Geschäftsführer doch tatsächlich verlangt wurde, die alten Bewohner seiner Einrichtung einfach wegzusperren. Alle Türen sollten zugeschlossen werden, damit niemand mehr nach draußen kommt. Das war nach seiner Erzählung nicht nur eine – wohlwollend betrachtet – gut gemeinte Empfehlung. Das war ein Befehl des Heimträgers, von ganz oben, dem man sich gefälligst nicht zu widersetzen hatte. Schon gar nicht als Geschäftsführer des Hauses.

 

Es geht immer um Geld – nie um die Menschen

Draußen wartete der Tod. Draußen hätten sich die alten Menschen den Virus holen und ihn wieder mit nach Hause bringen können. Das Ergebnis wären noch mehr Unannehmlichkeiten und damit viele tote Heimbewohner gewesen. Deshalb war diese Maßnahme wohl erdacht worden. Welche massiven Auswirkungen diese krassen Maßnahmen auf die mentale und physische Gesundheit der Heimbewohner haben würde, schien bei dieser Entscheidung keine wichtige Rolle gespielt zu haben.

Mehr Informationen dazu findest Du hier.

Es geht also immer um Geld – um viel Geld. Nicht um die Menschen.

Wer durchschnittlich 3.500,00 € pro Monat für einen Betreuten-Wohnen-Platz bezahlt, wird schnell zum Kostenfaktor, den niemand leichtfertig verlieren will. Die Preise für die Pflegeabteilung liegen noch deutlich höher. Dass betagte Menschen in Altenheimen sterben, wird ja bereits in die Rechnung mit einkalkuliert. Das diese jedoch wie die Fliegen viel schneller als es der liebe Gott erlaubt wegsterben, weil eine Pandemie grassiert, das hatte niemand auf dem Schirm. Dieses Geschäftsmodell war am Ende – von einem Tag auf den nächsten. Schlimm genug, dass unsere Pflegeeinrichtungen zu Geschäftsmodellen verkommen sind.

 

In der Rechtfertigungsschleife

Das stieß dem Geschäftsführer gehörig auf. Ich konnte ihn sehr gut verstehen. Mir standen die Haare zu Berge, als er mir davon berichtete.

Seine Werte ließen es nicht zu, seine Kunden, die alten Menschen, einfach einzusperren, bis der Spuk vorüber war. Wir wissen jetzt in diesem Moment, dass der Spuk noch immer nicht vorüber ist. Sollte das heißen, die alten Herrschaften sind bis heute dort eingesperrt? So weit durfte ich gar nicht denken.

Weil er sich nicht an die Vorgabe des Heimträgers hielt, musste er sich täglich rechtfertigen, weshalb es Herrn Müller oder Frau Meier möglich war, das Altenheim einfach auf ihrem Rollator zu verlassen. Kannst Du Dir diesen inneren Druck vorstellen, dem der Geschäftsführer ausgesetzt war? Da braute sich eine üble Gemengelage zusammen.

 

Gekommen, um zu bleiben

Eigentlich war er angetreten, um etwas zu verändern. Um das Heim besser zu machen. An vielen Stellen brachte er gute Ideen ein. Er wollte etwas bewegen. Das wollen viele Führungskräfte. Sie sind gekommen, um zu bleiben.

Stattdessen gehen sie schließlich frustriert, weil sie nichts bewegen konnten. Oft stecken sie wie in einer Lehmschicht aus Bürokratiewahnsinn und verkrusteten Einstellungen fest. Dagegen ist häufig kein Kraut gewachsen, denn wenn erste Widerworte kommen, werden diese im Keim erstickt.

Keiner macht sich die Mühe, den wertvollen Kritikpunkt näher zu beleuchten. Den Menschen hinter der Führungskraft ernst zu nehmen. So wird Vertrauen verspielt, das eingangs einmal vorgegaukelt wurde. So auch bei ihm, dem Geschäftsführer eines Altenheims. Als Folge wird erst die innere, dann auch die äußere Kündigung vollzogen.

Unternehmen können es sich aber schlichtweg nicht leisten, die Menschen, die sie beschäftigen, nicht ernst zu nehmen, denn welche gravierenden negativen Auswirkungen dies für ein Unternehmen hat, dessen Mitarbeiter bereits die innere Kündigung vollzogen haben, kannst Du in diesem Artikel nachlesen.

 

Werte sind Orientierungspunkte im Leben

Als ich das Wort „Freiheitsberaubung“ seiner Erzählung als Tatbestand hinzufügte, lag auf dem großen runden Holztisch der Wert, der ihm am wichtigsten war und ist: Freiheit. Diesen Wert lebt er nicht nur für sich als wichtigsten Orientierungspunkt im Beruf und Leben aus, sondern überträgt diesen auch auf seine Kunden, die alten Menschen.

Dabei ist sein Wert Freiheit nicht zum Selbstzweck verkommen, weil er sich auch der damit einhergehenden Verantwortung bewusst ist.

Er hatte beispielsweise dafür gesorgt, dass alle Bewohner und Mitarbeitenden des Altenheims ohne große Umschweife direkt vor Ort geimpft werden konnten. Er sorgte auch dafür, dass ein Hygienekonzept etabliert wurde und alle nötigen Hygienemaßnahmen von allen eingehalten wurden. Sicherheit versus Freiheit – es musste einen gesunden Kompromiss geben.

 

Werte leben heißt Haltung zeigen

Und deshalb bestand er auf seinen Wert Freiheit. Nach wie vor sollten unter seiner Führung Menschen das Altenheim trotz Pandemie auf eigenen Wunsch zu einem Ausflug ihrer Wahl – oder wozu auch immer – verlassen dürfen. Sie lebten schließlich nicht in einem Gefängnis, sondern in einer Pflegeeinrichtung, in der ihre Bedürfnisse ernst genommen werden.

Nur weil jemand alt und gebrechlich ist, ist er oder sie doch nicht einfach wie Vieh zu behandeln, dem man bekanntlich auch die Freiheit nimmt, in dem man es nach Belieben in Ställe pfercht. Oder eingesperrt wie Verbrecher – aber seit wann ist es ein Verbrechen, alt zu sein?

Ich war entsetzt über diese Zustände und das, was man diesem Geschäftsführer zugemutet hatte. Doch zugleich war ich auch begeistert, mit welcher Haltung sich dieser Mann seiner Aufgabe stellte und dabei Werte lebte, die für ihn und seine Anvertrauten als nicht verhandelbar erschienen. Ich kann mir nur ausmalen, welch inneren wie äußeren Kämpfe dieser Geschäftsführer hatte ausfechten müssen.

Und seine Schilderung hat mich sofort dazu bewegt, mich an den Laptop zu setzen, weil ich Dir diese Geschichte in meinem Blogbeitrag erzählen muss. Damit Du siehst, es geht nicht nur Dir allein so, falls Du Dich in der Situation wiedererkennst, und genauso, um Lösungswege aufzuzeigen.

 

Immer mehr Manager kündigen

Er, besser gesagt seine Haltung, gefiel mir sehr. Und doch erinnerte sie mich an ein Phänomen, das seit geraumer Zeit in deutschen Unternehmen grassiert. Immer mehr Manager kündigen. Sie haben die Nase voll.

Sie wollen ihre Werte stärker ausleben, wollen mehr Wertschätzung erfahren und können dies beim aktuellen Arbeitgeber nicht im Ansatz leben. Welch‘ Armutszeugnis. Diese Manager haben innerlich gekündigt und wissen genau, es gibt keinen Weg zurück, nur den nach vorne.

Bereits im Jahr 2019 habe ich einen Blogartikel mit dem Titel „Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten.“ veröffentlicht, der sich auch mit dem Thema innere Kündigung beschäftigt.

 

Warum ist der Frust so groß?

Von Führungspositionen wissen wir, dass der Wind immer rauer wird, je höher man steigt. Wer am durchsetzungsstärksten, am lautesten ist, gewinnt. Da ist kein Platz für mehrere Ansichten. Da ist nur Platz für eine oder einen.

Es geht ständig um Macht- und Verteilungskämpfe. Werte spielen dabei keine Rolle. Doch die Menschen, die hinter der Fassade der Führungskraft stehen, leiden. Meist still. Denn sie sind allein an der Spitze ohne vertrauensvolle Gesprächspartner. Und sie sind müde zu kämpfen, weil kein Sinn dahinter steht.

Viele Stimmen sagen: „Lerne das Spiel. So ist es nun einmal.“ – Doch ich plädiere dafür, das Spiel nicht einfach kritiklos hinzunehmen, denn ich weiß, dass es mittel- bis langfristig zerstört. Den einzelnen Menschen bis hin zur ganzen Organisation. Weil damit eine Unternehmenskultur zementiert wird, die dem Begriff Kultur – und damit dem Menschen – nicht würdig ist.

Spätestens die nachkommenden Generationen werden diesen Unternehmen mit solch mangelhafter Kultur schwer zusetzen. Denn sie kommen erst gar nicht freiwillig zu ihnen. Vakanzen mit den dafür passenden Menschen zu besetzen, wird dann zum Drahtseilakt.

Werte verschieben sich ganz offensichtlich überall in der Gesellschaft. Die Pandemie hat zusätzlich als Katalysator für Veränderung gesorgt. Wenn jedoch Unternehmen, als Spiegel der Gesellschaft, sich nicht auch verändern, schaffen sie sich früher oder später selbst ab.

Das Rollenverständnis einer Führungskraft und die damit verbundenen Anforderungen verändern sich in einem rasend schnellen Tempo. Der daraus resultierende Veränderungsdruck kommt noch oben drauf, sodass das Frustpaket so richtig viel Gewicht auf die Waage bringt. Ein Zurück wie vor der Pandemie gibt es nicht mehr. Sie stellt für alle Beteiligten eine Zäsur dar.

 

Alle müssen ihre Hausaufgaben machen

Eines ist aus meiner Beobachtung aber genauso relevant. Nicht nur Arbeitgeber machen ihre Hausaufgaben nicht. Arbeitnehmer genauso wenig. Wer sich im Vorfeld zu einer Bewerbung nicht ausreichend über den zukünftigen Arbeitgeber informiert und sich nur auf die Hardfacts konzentriert, wird letztlich von seinen nicht beachteten Softfacts, den Werten, ausgebremst. Die Werte entscheiden darüber, ob sich jemand im Unternehmen richtig fühlt oder nicht.

Voraussetzung ist, dass sich jeder mit Werten auseinandersetzen muss. Nicht kann. Wer sich nicht gut genug kennt, d. h. nicht weiß, was ihm oder ihr wichtig ist, tappt in manchen Wertekonflikt blauäugig hinein. Das muss nicht sein.

Wenn Du mehr über Deine Werte erfahren möchtest, kann Dir mein persönlicher Werte-Check eine erste Orientierung bieten.

 

Wertekonflikte verlangen Klarheit

Wenn wir schon bei Werten sind, dann drängt sich auf – wie auch im beschriebenen Fall des Geschäftsführers – zu klären, was genau ein Wertekonflikt ist. Denn Konflikte erleben wir ständig. Ob im Beruf oder im Privatleben. Dabei gilt es aber zu unterscheiden, um welche Art von Konflikt es sich handelt: einen Bedürfniskonflikt oder einen Wertekonflikt. Es geht bei solch verhärteten Fronten, wie im Beispiel Altenheim, darum klarzustellen, wie Du einen echten Wertekonflikt erkennst.

Denn es ist wenig sinnvoll, sofort den Job wechseln zu wollen, nur weil es Unstimmigkeiten gibt. Die Möglichkeit eines Mangels an eigener Konfliktfähigkeit und Selbstreflexion sollte doch in Betracht gezogen werden. Nicht immer ist es der böse Chef oder Arbeitgeber, der einfach ausgewechselt werden kann wie Unterwäsche.

 

Das geht Dich gar nichts an!

Solltest Du einmal diesen Satz hören, dann kannst Du eindeutig erkennen, dass es sich um einen Wertekonflikt handelt. Dein Gegenüber will Dich nicht mehr näher herankommen lassen und blockt sofort ab, weil ihr beiden zu weit voneinander entfernt seid. Weitere typische Sätze wären „Misch Dich hier nicht ein.“ oder „Ich mache das so, wie ich das für richtig halte. Basta.“

Verschiedene Bedürfnisse haben wir alle. An einem simplen Beispiel kannst Du gleich erkennen, was ich meine: Stell Dir vor, Du liebst das Fleischessen und Deine bessere Hälfte lebt vegetarisch. Diese beiden Bedürfnisse lösen keinen Konflikt aus, wenn jeder den anderen so sein lässt, wie er oder sie ist.

 

Wertekonflikte sind etwas anderes als Bedürfniskonflikte

Sobald aber versucht wird, auf den anderen vehementen Einfluss zu nehmen, sprechen wir von einem Wertekonflikt. Das kennst Du vielleicht aus Deiner Jugend. Im Zusammenleben unterschiedlicher Generationen werden häufig Wertekonflikte ausgetragen, bis weit ins Erwachsenenleben hinein.

Wenn wir uns in einem Wertekonflikt befinden, erwarten wir vom Gegenüber eine echte Verhaltensänderung. Diese ist im genannten Beispiel nicht nur schwer herzustellen, sondern auch sinnlos. Einer von beiden Parteien würde sich massiv verbiegen müssen. Genau das war auch im Beispiel des Geschäftsführers der Fall.

Niemand kann bei einem Wertekonflikt einfach zurückrudern und gelassen die Haltung des anderen als die eigene ausgeben. Das funktioniert einfach nicht.

Reine Bedürfnisse können wir anerkennen. Sie stehen nicht zur Diskussion, denn sie sind auch dann für uns nachvollziehbar, wenn wir selbst ein anderes Bedürfnis in einem Lebensbereich haben.

Deshalb sind Wertekonflikte resistent gegen „vernünftige Argumente“. Werte sind keine Sache der Ratio, sondern eine der Gefühle und der Prägung. Alleine das zu verstehen, zahlt Dir schon die halbe Miete.

Nehmen wir an, dass Deine bessere Hälfte aus ethischen Gründen kein Fleisch mehr isst und das von Dir als Fleischliebhaber ebenfalls erwartet – dann steckst Du in Schwierigkeiten. Du ersparst Dir also viel Frust, wenn Du die Unterscheidung zwischen Werte- und Bedürfniskonflikt für Dich vornehmen kannst.

Wenn dann das Kind aber in den Brunnen gefallen ist, kann es gar nicht schnell genug gehen mit der Veränderung. Was also tun, wenn Du selbst in einer ähnlichen Lage bist?

 

Aushalten löst das Problem nicht

Aushalten, das zeigt das Beispiel des Geschäftsführers des Altenheims, ist keine Lösung, denn der große Knall – in Form eines Zerwürfnisses mit dem Arbeitgeber oder noch schlimmer einer Erkrankung wie Burnout – würde früher oder später sowieso kommen.

Es macht jeden kaputt, wenn er oder sie über einen längeren Zeitraum gegen die eigenen Werte lebt. Denn das kann beispielsweise im Zweifelsfall bedeuten, lügen zu müssen, obwohl der Wert Ehrlichkeit an oberster Stelle steht.

Du kennst es vielleicht auch aus Deinem Berufsleben. Nicht jeden Tag, vor allem in einer Führungsposition, kannst Du nur Dinge tun, die Dir Freude bereiten. Du bist auch einmal der Überbringer schlechter Nachrichten.

Das an sich ist für die Menschen, mit denen ich täglich in meiner Coaching- und Beratungspraxis spreche, nicht das Problem. Es wird erst eines, wenn bewusst und wiederholt gegen die eigenen Werte verstoßen wird.

 

Nicht noch ein Meeting

Wenn, wie in Führungspositionen üblich, vor allem zahlengetriebene Arbeit vorherrscht, dann bleibt kein Raum für das, was bei der werteorientierten Führung im Mittelpunkt steht: der Mensch mit seinen Bedürfnissen. Stattdessen gibt es ein Meeting nach dem nächsten, in dem ausschließlich die KPI’s, Budgets und Forecasts strapaziert werden. Möglichkeiten zur Entfaltung? Fehlanzeige.

Jeder von uns ist immer Kunde – auch am Arbeitsplatz. Und es fühlt sich schon ziemlich erbärmlich an, wenn der eigene Kundenwunsch nach mehr Vertrauen, Eigenverantwortung, Veränderungswillen und Wertschätzung im Keim erstickt wird. Ist uns das überhaupt klar, dass jeder Mitarbeitende auch Kunde ist?

 

Kundenwunsch ist auch Mitarbeiterwunsch

Schlimm genug, dass die Wünsche der Kunden, um im Beispiel der alten Menschen zu bleiben, ignoriert werden sollten, indem man sie einfach wegsperrt. Die Wünsche der Mitarbeitenden zu ignorieren, macht es noch schlimmer. Weil sie kündigen, das Haus verlassen, was der alte Mensch – selbst, wenn er es wollte – nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen kann.

Zurück zum Gespräch mit dem Geschäftsführer. Auf ihm lastete eine Menge Druck. Er wollte so schnell wie möglich dort weg, doch wohin? War die Situation in anderen Altenheimen vielleicht ähnlich? Ist das Gras grundsätzlich grüner auf der anderen Seite des Zaunes? Mit Nichten. Doch auch bei einer neuen Stelle bleibt die Frage nach den Werten: „Überstehe ich die ersten 100 Tage?“

 

Keine Karriere ist ohne Risiko

Ein wirklich risikofreies Berufsleben gibt es nicht. Gab es auch noch nie. Doch wer mitten im Zustand der inneren Kündigung steckt, für den fühlt es sich nochmals schwerer an, weil es mal wieder um Veränderung geht und der nächste Schritt mit großer Unsicherheit behaftet ist. Wenn es soweit ist, braucht es Lösungen – und zwar schnell.

Die gekränkte Psyche ist längst in Schieflage, das Selbstwertgefühl bereits arg geschmälert und die Zukunftsaussichten sind nicht immer rosig. In Pandemiezeiten etwas Neues zu finden, war und ist nicht der leichteste Weg. Ich empfehle Dir aber immer, trotz aller Unkenrufe, Deine Bewerbung rauszuschicken und Dein Glück zu versuchen. Für viele hat es bereits erfolgreich geklappt. So auch für den Geschäftsführer, dem ich immer noch ungläubig gegenübersaß.

Mehr zur erfolgreichen Bewerbung in Pandemiezeiten findest Du in einem meiner früheren Blogartikel.

 

Soll ich bleiben oder gehen?

Was also tun, wenn man feststellt, dass sich innerlich alles sträubt? Die Frage aller Fragen drängt sich dann immer mehr in den Vordergrund: „Soll ich bleiben oder gehen?“

Ganz einfach, wenn Du etwas erlebst, wie es der Geschäftsführer des Altenheims erlebt hat, dann erspare Dir und Deinem Arbeitgeber unnötig aufgewandte Energie. Hier stehen sich zu unterschiedliche Wertekonzepte gegenüber. Sie lassen sich nicht vereinbaren, auch nicht mit noch so viel gutem Willen. Erkenne das und schaue den Tatsachen ungeschminkt ins Auge.

Der Weg ist frei für neue Perspektiven, das heißt, mache Dir erst einmal klar, welche Werte Deine sind, was genau am alten Arbeitsplatz gegen Deine Werte verstoßen hat, und was im Umkehrschluss stattdessen für Dich gegeben sein muss, damit Du zukünftig im Einklang mit Deinen Werten arbeitest.

Wenn Du Dir das alleine nicht zutraust, dann spreche mich einfach an. Ich bin nur einen Klick weit von Dir entfernt. In nur 2 x 90 Minuten hast Du mit mir gemeinsam Deine Werte definiert. Dieser Prozess heißt “Werteinventur” und hier kannst Du sie buchen.

 

Wer A denkt, muss auch A sagen

Empfehlenswerter Weise solltest Du Deine klare Haltung auch kommunizieren. Niemand kann Dir von der Nasenspitze ablesen, was Du willst und brauchst, um Dein volles Potenzial zu entfalten. Wer Deine Argumente und damit Deine Haltung kennt, kann sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Deshalb mein Credo: „Wer A denkt, muss auch A sagen!“.

Denke daran, die Art, wie Du eine Beziehung von Anfang an gestaltest, wird sich auch in schwierigen Zeiten beweisen. Der Geschäftsführer hatte viel zu lange schon in früheren Konflikten mit seinem Arbeitgeber, dem Heimträger, nichts gesagt. Die Dinge nur in sich hineinzufressen, verbessert die Situation aber nicht.

So entsteht eine Spirale, die unweigerlich nach unten führt. Werteorientierte Führung setzt nicht nur voraus, nach den eigenen Werten zu leben, sondern diese auch an allen Touchpoints zu kommunizieren oder zu diskutieren.

 

Vertrauen ist die Grundlage für gute Zusammenarbeit

Es geht immer um Vertrauen. Das ist der Wert, an dem Du erkennst, wie sehr Dir jemand zutraut, dass Du die Dinge nach bestem Wissen und Gewissen tust. Ebenso anders herum. Vertrauen ist die Grundlage dafür, überhaupt miteinander gut zusammenzuarbeiten. Ist dieses jedoch erst einmal zerstört, was sehr schnell gehen kann, baut es sich nur sehr langsam wieder auf.

Solltest Du feststellen, dass es grundsätzlich eine gemeinsame Wertebasis gibt und ausreichend Vertrauen vorhanden ist, dann hast Du die Möglichkeit zu bleiben. Kämpfe für Dich und Deine Haltung, denn womöglich braucht es den Stein des Anstoßes, damit im Unternehmen endlich etwas ins Rollen kommt. Gebe Dir und Deinem Arbeitgeber die Chance auf einen gesunden Neuanfang. Kündigen kannst Du immer noch. Doch vielleicht brauchst Du das gar nicht zu tun.

 

Kommunikation ist die halbe Miete

Auch hier gilt: sprich über Deine Werte und erkläre genau, was Du mit welchem Wert konkret meinst, denn erstens hat nicht jeder automatisch das gleiche Verständnis davon und zweitens eröffnest Du so weitere Perspektiven.

Mach Vorschläge und bringe Dich proaktiv mit Lösungsideen ein. Deine offene Kommunikation zahlt Dir schon die halbe Miete auf dem Weg zu einem Arbeiten nach Deinen Vorstellungen. So wird sich bald herausstellen, ob Dein Unternehmen wirklich zu Dir passt.

Sei versichert, wenn Dich Dein Unternehmen halten will, weil es nach wie vor in Dich und Deine Fähigkeiten vertraut, dann wird das passieren. Vielleicht genau deshalb, weil Du ein streitbarer Geist und eine Führungspersönlichkeit mit Ecken und Kanten bist, die einen positiven Beitrag zur Unternehmenskultur und damit der Weiterentwicklung des Unternehmens leisten kann.

 

Nutze Deinen inneren Kompass und bleib‘ Dir treu

Außerdem wird deutlich, dass Du das Herz am rechten Fleck hast, denn sonst wäre Dir das Führen mit Werten schnurzegal. Wer den eigenen Kompass auch in der Führungsarbeit einsetzt, bleibt sich und seinen Werten treu. Das ist ein Gefühl, dass Du an Deiner Zufriedenheit sowie der seelischen und körperlichen Gesundheit ablesen kannst. Ein gelinde gesagt ziemlich geiles Gefühl.

Nicht zufällig beobachte ich deshalb in den Karrierenetzwerken gefühlt Hunderte von Postings, in denen Menschen von ihrem letzten Arbeitstag berichten und das Neue schon voller Vorfreude ankündigen.

In den beiden letzten Pandemiejahren gab es nicht im Ansatz so viele sichtbar gemachte Jobwechsel. Der mir oft begegnete Glaubenssatz „Ich kann doch JETZT nicht kündigen, denn in der Pandemie bekommt man doch sowieso nichts Neues.“ scheint aufgelöst zu sein. Unternehmen, zieht euch warm an. Die Kündigungswelle ist nicht mehr aufzuhalten.

 

Fazit

Ich kann nicht aus meiner Coach-Haut heraus – auch im privaten Kontext betrachte ich Situationen durch das Brennglas, das ich ebenso in meiner beruflichen Tätigkeit nutze. Die Erzählungen des Geschäftsführers haben mich einfach schockiert, und ich kann nicht umhin, dieses Beispiel mit Dir zu teilen.

Wenn Du Dich in einem Unternehmen unwohl fühlst, weil Du Dich permanent verbiegen musst, hast Du zwei Möglichkeiten. Du kannst für Deine Werte einstehen und versuchen, etwas im Unternehmen zu verändern, oder Du gehst und suchst Dir einen anderen Arbeitsplatz, an dem Du Deine Werte leben kannst. Eine Garantie gibt es bekanntlich nie im Leben, doch wer weiß, was in ihm steckt und die richtigen Fragen stellt, geht als Gewinner aus seiner persönlichen Wertekrise hervor.

Handelst Du nicht, sondern vollziehst still und leise Deine innere Kündigung, wird das früher oder später zum Konflikt mit Deinem Arbeitgeber führen bzw. Deine mentale und physische Gesundheit beeinträchtigen. Das Leben ist zu kurz, um in Situationen auszuharren, die uns unglücklich oder gar krank machen.

Wenn Du Dir noch nicht sicher bist, wo Du gerade stehst und welche Werte für Dich am Wichtigsten sind, welche Entscheidungen und weitere Schritte Du gehen willst, dann zögere nicht und kontaktiere mich.

Gemeinsam analysieren wir Deine Situation, definieren Dein Wertegerüst und eröffnen neue Perspektiven für Deine berufliche Tätigkeit.

Damit erhältst Du die Sicherheit, fundierte Entscheidungen treffen und unter Umständen mutig neue Wege einschlagen zu können.

Ich bin nur einen Klick weit von Dir entfernt und freue mich darauf, mich gemeinsam mit Dir den Herausforderungen des Change zu stellen.

Ich begleite Dich bei Deiner Veränderung, weil changeify genau dafür einmal von mir gegründet wurde.

Mit inspirierenden Grüßen aus München

Deine Franziska Ambacher

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