“Keinen Bock mehr aufs Büro!“ – Warum der Weg zurück aus dem Homeoffice in die sogenannte „Normalität“ einen Rückschritt bedeutet und wie sich das auf Mitarbeitende und Führungskräfte auswirkt

by | 2 Jun 2020 | Changemanagement, Karriere, Kulturwandel, Leadership

Je lautstarker Mitarbeitende von ihrem Arbeitgeber aus dem Homeoffice zurück ins Büro gerufen werden, desto mehr wehren sie sich dagegen. Von jetzt auf gleich haben sie in den letzten Wochen des Lockdowns bewiesen, wie agil, eigenverantwortlich und digital aufgeschlossen sie sind und arbeiten können. Ein unaufhaltbarer und unumkehrbarer Wertewandel ist in dieser Zeit sehr deutlich sichtbar geworden, ja unübersehbar. Wir werden Zeuge einer heftigen Transformation, der sich niemand mehr entziehen kann – und darf. Wer sich jetzt, mitten in der Pandemie, wirklich um eine Verbesserung der Situation von Arbeitnehmern in Bezug auf Flexibilität des Arbeitsortes und der Arbeitszeit kümmert, investiert in die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens. Wer sich selbst und seine Mitarbeitenden allerdings von den offensichtlich gewordenen Veränderungen ausnimmt, sich damit als Dinosaurier erweist, blamiert sich ganz im Gegenteil bis über beide Ohren und wird bald Geschichte sein. Wie ewig gestrige Führungskräfte so nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern mittel- bis langfristig auch ihre loyal geglaubten Mitarbeiter verlieren, berichte ich in diesem Blogartikel anhand meines Coaching- und Beratungsalltags.

Es fühlte sich einfach nur herrlich an. Die Sonne strahlte golden vom wolkenfreien blauen Himmel auf diesen frisch angebrochenen Tag herab und die Vögel zwitscherten in Münchens Innenstadt so lautstark, als wären sie auf einer großen Blumenwiese im Voralpenland unterwegs.

Mein Kunde genoss nach Wochen im Homeoffice sichtlich seinen morgendlichen Weg ins Büro auf dem Fahrrad. Er grinste mit jeder Pedalumdrehung geradezu vor sich hin, denn es war noch niemals vorher so ruhig auf den Straßen, noch niemals vorher so entspannt im morgendlichen Pendlerverkehr und noch niemals vorher so friedlich in ihm selbst und um ihn herum gewesen.

Inhaltsverzeichnis

Lust aufs Büro geht anders

Vor Corona fuhr er immer mit dem Auto ins Büro, wobei von Fahren nicht wirklich die Rede sein konnte. Er kämpfte sich in der Blechlawine von Ampel zu Ampel vor und begann seinen Tag schon fluchend, wenn er aus dem Autoradio wieder von den neuesten Verkehrsstaus auf seiner Strecke erfuhr. So startete er schon schlecht gelaunt und höchst gereizt in den Arbeitsalltag, noch bevor er eine einzige E-Mail mit einer Kundenbeschwerde geöffnet oder beim Eintreffen im Büro auf dem Schreibtisch bereits ein hohes Gebirge aus Akten vorgefunden hatte.

In den letzten zehn Wochen zu Hause fehlten ihm diese über die Jahre als „normal“ empfundenen Belastungen nicht eine Sekunde lang. Dank Corona hatte er plötzlich kurze Wege zum Schreibtisch, stimmte sich allabendlich mit seiner Frau und den Kindern ab, wie sie den kommenden Tag am besten organisiert bekämen und erlebte sowohl die Online-Kooperation mit Kollegen und Mitarbeitern, als auch seine Arbeit nach Jahren wieder deutlich erfüllender, ja sogar befriedigender als je zuvor.

Jetzt, mitten im Lockdown, war er gezwungen ins Büro zu fahren, um Unterlagen aus seinem Büroschrank zu holen, die er zu Hause im Homeoffice benötigte, um in Ruhe an seinem bereits vor Corona geplanten Projekt weiterarbeiten zu können. Diese Entscheidung, spontan ins Büro zu fahren, führte letztendlich dazu, dass ihm der Geduldsfaden in Bezug auf seine Führungskraft riss und dies weder für seinen Arbeitgeber noch für ihn persönlich folgenlos bleiben sollte. Dazu aber später mehr.

Mit Misstrauen, Druck, Überwachung und Kasernenton gewinnt niemand gute Talente

Seit Wochen geht ein Satz durch die sozialen Medien, der nicht nur mich aufhorchen lässt:

„Chefs, die Homeoffice nach der Corona Krise strikt verbieten, machen sich lächerlich.“

Das Thema Homeoffice spaltet zusehends die Nation – bietet aber gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit, schnell herauszufinden, welche Haltung und damit auch Werte Führungskräfte vertreten und leben. Die Verfechter der Zeiten vor Corona, sprich diejenigen, die ihre Mitarbeiter gerne als Präsenzmitarbeiter um sich haben möchten, sind jene, die Werte wie Kontrolle, Stabilität, Planung und Sicherheit für handlungsleitend halten.

Zuckerbrot und Peitsche

Sie zeigen damit auch, dass dieses Wertegerüst den Handlauf darstellt, an dem sie sich in unsicheren Zeiten am besten orientieren und entlang hangeln können. Veränderung nein danke, Perfektion und starre Struktur ja bitte! Diese Führungskräfte führen auch nach wie vor mit Zuckerbrot und Peitsche, weil die Menschen in ihrem Weltbild grundsätzlich keine Lust auf Arbeit haben und deshalb nur mit Misstrauen, Druck, Überwachung und Kasernenton in Schach zu halten und zum Arbeiten zu bewegen sind. In solchen Teams fühlen sich Mitarbeitende überwiegend hilflos, weil unter Corona führungslos: sie arbeiten nur auf Geheiß hin ab und verwalten, haben Angst vor jeglichen Neuerungen und werden obendrein als ideen- und energielos wahrgenommen.

Unterschiedliche Werte prallen aufeinander

Das krasse Gegenteil dazu stellen Führungskräfte dar, deren oberstes Gebot Vertrauen und Vorbildfunktion bedeutet. Sie moderieren ihre Teams, haben längst losgelassen und für alle inhaltlichen Fragen ihre Fachleute um sich herum, um auch in Krisenzeiten zukunftsorientiert weiter am „big picture“ zu arbeiten und die Unternehmensziele mit dem Unternehmenssinn zu verheiraten. In ihren Teams finden sich häufig Mitarbeitende, die eigene Ideen beisteuern, die eigenverantwortlich und motiviert an einem Strang ziehen und die gegenüber ihrem Unternehmen loyal sind.

Stärker könnten diese beiden, oftmals sogar innerhalb einer Organisation parallel gelebten Menschenbilder sowie Wertesysteme nicht auseinanderklaffen. Es erscheint unter dieser Betrachtung nur logisch, dass das Thema Homeoffice die Gemüter reichlich erhitzt. Hier prallen die unterschiedlichen Werte heftig aufeinander.

Homeoffice ist kein Allheilmittel

Natürlich ist uns allen klar, dass nicht ausnahmslos jede Stellenbeschreibung auch das Arbeiten im Homeoffice zulässt. Denken wir an Bau- und Lagerarbeiter, an Pflege- und Servicekräfte oder den Post- und Paketboten. Doch eine überwiegende Anzahl Arbeitnehmer ist durchaus in der Lage, ihre Arbeit im eigenen Zuhause zu erledigen. Einer davon ist mein hier beschriebener Kunde.

Das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) hat sich in seinem Leadership-Trendbarometer Ende März mit den Herausforderungen für Führungskräfte in der aktuellen Corona-Krise beschäftigt. Hier geht’s zum lesenswerten Trendbarometer.

Dabei scheint mir vor allem der Absatz “Zukunftsblick” als förderlich für meine Aussage, dass sich heutzutage, und ganz besonders unter der Corona-Krise, jede Führungskraft bewusst sein muss, dass es in Unternehmen ohne Homeoffice gar nicht mehr geht. Ich bin kein Verfechter des Entweder-oder-Denkens, doch ein großer Verfechter von Sowohl-Als-Auch.

Nicht jeder ist mit Homeoffice glücklich, nicht jeder findet zu Hause gute Rahmenbedingungen vor, um überhaupt ungestört und konzentriert seine Leistung abrufen zu können, doch wer den Trend zur Flexibilisierung jetzt verschläft, der wird bald Geschichte sein.

Die uns allen durch Corona in Windeseile aufgezwungene neue Realität bringt wertvolle Erfahrungen mit sich, die noch lange in uns und der Arbeitswelt nachwirken werden. Wenn, wie kürzlich in den Medien berichtet wurde, über 40 Prozent aller deutschen Arbeitsplätze grundsätzlich sofort auf Homeoffice umgestellt werden könnten, dies bisher aber nur bei zwölf Prozent der Arbeitsplätze tatsächlich genutzt wird, dann bleibt hier noch viel Luft nach oben.

Lähmende Abstimmungsschleifen haben ausgedient

Erst während der letzten Wochen im Homeoffice fiel es meinem Klienten, der bei changeify in ein Führungskräfte-Mentoring investiert hat, wie Schuppen von den Augen:

  • „Ich arbeite viel konzentrierter, viel autonomer und bekomme mehr erledigt, weil mein Fokus wieder stimmt.“
  • „Ich werde nicht mehr so häufig von Kollegen oder Mitarbeitern gestört, weil niemand mehr in meinem Türrahmen steht und mich „nur mal kurz“ mit einer Frage aus dem Denkprozess reißt.“
  • „Ich muss nicht mehr ständig meine Zahlen und Reports beim Chef und Chef-Chef abliefern, weil diese mit Microsoft Teams nicht umgehen können (oder wollen) und deshalb lieber völlig abgetaucht sind.“
  • „Ich weiß meinen kontrollsüchtigen Chef nicht mehr ständig hinter meinem Schreibtischstuhl, was mich enorm erleichtert, kontinuierlich meine Arbeit machen und wieder freier fühlen lässt.“
  • „Ich kann plötzlich ganz eigenverantwortlich neue Projekte planen und die dazu nötigen Konferenzschaltungen organisieren, was mich schneller, selbständiger und entscheidungsfreudiger handeln lässt.“
  • „Ich muss mich nicht mehr ständig rückversichern, ob denn meine Art und Weise zu führen auch gewünscht ist.“
  • „Ich bin zufriedener und ausgeglichener, weil ich meinen Tag plötzlich so strukturiere, wie er für mich mit Kind und Kegel am besten gemeistert werden kann, ohne dabei unter die Räder kommen zu müssen.“
  • „Ich bekomme viel mehr mit, weil sich das ganze Team auf regelmäßigen Austausch verständigt hat, damit Information für niemanden mehr verloren geht und wir uns auf einmal alle im gleichen Boot wahrnehmen.“
Mit diesem Grundgefühl von Selbstermächtigung, von Stolz und Eigenverantwortlichkeit radelte er fröhlich dem alten Arbeitsplatz entgegen.  Dort angekommen fand er beim Durchqueren des Erdgeschosses, wo sich die momentan geschlossene Kantine befindet, die beiden Geschäftsführer, den Personalchef und seinen direkten Vorgesetzten – mit gebührendem Abstand – in einer Ecke stehend, vor.

Wer hat schon Heimweh auf Knast

Sofort wurde er von den Herren herangewunken und mit der ketzerischen Frage begrüßt, ob er denn mit seinem Besuch nicht signalisiere, dass er „Heimweh“ nach den angestammten Räumen hätte? Sie selbst würden ja schon seit Wochen im Büro „nach dem Rechten sehen“. Noch lachte mein Klient verlegen dazu, doch es sollte nicht lange dauern, bis ihm klar wurde, dass sich seine Chefs, die Hauptentscheider seiner beruflichen und damit auch persönlichen Zukunft, nichts sehnlicher als die sogenannte „Normalität“ zurückwünschten. Es entbrannte schnell ein heftiger Diskurs zum derzeitigen Reizthema Nummer eins: Homeoffice.

Die Chefs wirkten auf den Mitarbeiter richtiggehend verstörend, weil sich schnell ein Satz aus dem Munde des Personalleiters wie ein Ohrwurm in seinem Kopf festsetzte und so bei ihm für reichlich miese Stimmung sorgte – bei den Herren übrigens nur für lautes Gelächter:

„Keine Bange, wir kriegen Euch ganz bald wieder unter unsere Fuchtel – endlich wieder alle raus aus dem Homeoffice und zurück an die Arbeit – zurück ins Büro!“

Wie versteinert stand mein Kunde vor seinem Personalchef und verspürte, wie aus dem Nichts ein Blitz in ihn einfuhr, weil ihm soeben der Geduldsfaden riss. Seine Vorgesetzten hatten ihm schon lange den Eindruck vermittelt, als wäre er (und alle anderen Mitarbeitenden) nur ein ausführendes Organ, ein Mittel zum Zweck und ein unmündiges Etwas, das es ständig zu kontrollieren gilt, damit es „spurt“.

Er hatte die Nase gestrichen voll von diesen Führungskräften, die mit stolz geschwellter Brust behaupteten, sie seien sich sicher, ihre Abteilungen „funktionierten“ nur deshalb störungsfrei, weil alle von ihnen permanent kontrolliert auf ihrem Schreibtischstuhl sitzen und bis zum erlaubten Ausstempeln ihr Engagement durch Präsenz bekundeten.

„Verdeckter Freizeitausgleich“ – mehr Misstrauen geht nicht

Zu Hause würde sowieso nicht gearbeitet werden, da mache man die Wäsche oder gehe Einkaufen, lege sich aufs Sofa oder versuche sich wahlweise mit dem besten Freund an neuen Grill- und Bastelrezepten für die Kinder.

Genau diese verachtende Haltung offenbarte sich in dem soeben von seinem Personalchef geäußerten Satz – er hat aber null Komma nichts mit der täglichen Arbeitsauffassung meines Kunden im Homeoffice zu tun. Es stellt das Maximum an Misstrauen dar, wenn der Personalchef den offenkundigen Eindruck vermittelt, dass Angestellte im Homeoffice seiner Auffassung nach sowieso nur „verdeckten Freizeitausgleich“ nehmen. Dieser Giftpfeil steckte tief in der Seele meines Kunden und er erzählte mir immer wieder stockend und nach Fassung ringend von diesem Moment, der alles in ihm veränderte.

Unter diesen Vorzeichen fühlte es sich plötzlich an, als würde mein Kunde nach einer Ausgangserlaubnis wieder zurück in den Knast einfahren. Er zwickte in Windeseile die Augen zusammen und konnte sich – dem inneren Impuls folgend – nicht mehr zurückhalten, als er mit hoch erhobenem Kopf den Herren die beiden Handgelenke mit den Worten hinhielt:

„Welch warmer Willkommensgruß! Vielen Dank für die paar Wochen Ausgang ins Homeoffice! Ich melde mich hiermit gehorsamst zum Handschellen-Einschließen zurück!“

Noch während ihm wie aus der Pistole geschossen diese Reaktion über die Lippen kam, versteinerten sich zusehends die Mienen der vier Herren. In diesem Moment stand plötzlich glasklar die Erkenntnis im Raum, dass sich Chefs mit dieser Haltung, das Homeoffice schnell wieder eindämmen zu wollen, nur blamieren können.

Kontrollwahn, weil es am Vertrauen hapert

Wem jetzt, inmitten der Pandemie, nicht mehr einfällt als „Zurück auf Los!“ wie im Monopoli-Spiel, legt sein wahres Menschenbild und das dahinter liegende Wertegerüst offen. Leider wird so auch eklatant deutlich, dass ein starker Mangel an dem für eine gute Mitarbeiterbeziehung unabdingbaren Wert Vertrauen besteht.

Diese strikten Homeoffice-Gegner sind der Auffassung, dass Mitarbeitende tatsächlich nur dann arbeiten, wenn sie mit ihrem Hinterteil einen Bürostuhl im Hochglanzbüroturm platt sitzen, und stellen so nicht nur unter Beweis, dass sie nichts über Motivation und Produktivität wissen, sondern auch, dass der Wert Vertrauen in ihrem Wertegerüst nicht ausreichend vorhanden ist.

„Wenn Führungskräfte einerseits eine agile Organisation haben und andererseits in dieser die volle Kontrolle behalten wollen, dann ist das so, als wünschte man sich einen eisigkalten, sonnigen Regentag.“ (Markus Reimer)

Vertrauen ist die Währung, die in New-Work-Zeiten dringend benötigt wird, um Teams zu formen, die schlagkräftig an einem Strang ziehen, sodass sich agile Strukturen Bahn brechen und zu schnelleren Serviceleistungen führen.

Wer nicht vertraut, stellt seine Mannschaft unter andauernden Generalverdacht, ist maßgeblich für die schlechte Stimmung sowie für Motivations- und Loyalitätsverlust verantwortlich – und verliert darüber hinaus an eigener Glaubwürdigkeit.

Vertrauen ist keine Einbahnstraße

Vertrauen ist niemals eine Einbahnstraße, denn wie es in den Wald hineinruft, so schallt es eben auch heraus. Enttäuschungen sind unter dem Kontrollwahn von althergebrachter Führung vorprogrammiert. Mein Kunde jedenfalls beschloss in dem für ihn so erschütternden Moment, das Unternehmen auf jeden Fall so schnell wie möglich zu verlassen. Außer Spesen nichts gewesen! Die unterschiedlichen Werteauffassungen wuchsen sich – unter dem Brennglas der ersten Corona-Welle – zu einem handfesten Wertekonflikt zwischen Führungskraft und Mitarbeitendem aus.

Nun begleite ich meinen Kunden zuallererst einmal, anders als ursprünglich geplant, bei seiner Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Was bereits jetzt für mich klar erkennbar wird, ist die Tatsache, dass sich dieser sichtbar befreit fühlt. Immer wieder stellt er in unseren Onlinecochings dar, wie oft er mit seiner Frau über diese Situation gesprochen und welchen Rückhalt er von Familie und Freunden daraufhin erfahren habe.

Moderation statt Kontrolle – Freiraum statt Restriktion

Die strikten Gegner des Homeoffice offenbaren ein altes Führungsgebahren, dass den heutigen Anforderungen von Mitarbeitern längst nicht mehr genügt und deshalb geradezu fahrlässig ist. Mitarbeiter spüren, dass sie nur noch nach Präsenz beurteilt werden, nie nach echter Qualität ihrer Arbeitsleistung.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen den folgenden Beitrag empfehlen, in dem es um die Demokratisierung der Arbeit, d.h. mehr Mitbestimmungsrecht für die Mitarbeiter geht, die entsprechend ihrer Bedürfnisse mitgestalten wollen, wie sie zukünftig arbeiten möchten. Hier geht’s zum hörenswerten Podcast von SWR2.

Wer die Motivation seiner Mitarbeiter also nicht gleich im Keim ersticken will, sollte schon deshalb das mobile Arbeiten überall im Unternehmen etablieren.

  • Überholte Führungskulturen bemerken, dass sie nicht mehr auf Kontrolle, Anwesenheitspflicht und Planungssicherheit setzen können, sondern selbst agile Arbeitsformen vorleben müssen. Der alte Spruch, dass man als Führungskraft letztlich nur eine einzige Person zu führen habe, nämlich sich selbst, bekommt unter dem Homeoffice-Vorzeichen eine ganz neue Bedeutung. Nun ist es an jeder Führungskraft selbst, sich schleunigst einen Mindset-Shift zu verpassen. Wer sich momentan keine Gedanken um die eigene Karriere macht, wird von transformierten Systemen unwiderruflich ignoriert werden.
  • Veraltetes Führungsverständnis hält Unternehmen davon ab, rentabel und klimafreundlich zu arbeiten. Dort wird nach wie vor viel Zeit und Geld in Dienstreisen gesteckt, die dank Videokonferenzen obsolet wären. Nicht enden wollende Präsenzmeetings kann und will sich heute per Online-Schalte niemand mehr erlauben, weil es nicht effizient, nachhaltig und zielführend ist, wenn sich alle gemeinsam vom Arbeiten abhalten; weil nur debattiert, aber nie gehandelt wird. Zusätzlich dazu benötigen Unternehmen dank Homeoffice immer weniger QM-Flächen. Im Gegenzug werden dann zuhause Räumlichkeiten zum Arbeitszimmer umfunktioniert, damit die Verlagerung vom Büro ins eigene Heim auch funktionabel bleibt.
  • Das Verbot von Remote-Arbeit wirkt sich auch negativ auf das Finden und Binden von Talenten aus, denn wer sich schon vor Corona schwer tat, Fach- und Führungskräfte zu finden, wird mit dieser antiquierten Haltung keinen Blumentopf gewinnen. Warum sollten Unternehmen sich nur für jene Mitarbeiter interessieren, die direkt vor ihrer Haustüre leben? Überall auf der Welt sitzen fähige und gut ausgebildete Fachkräfte, die nicht unbedingt ihren Lebensmittelpunkt verlagern wollen, nur weil es der zukünftige Arbeitgeber so vorsieht (Kontrollwahn). Jeder hat – spätestens durch Corona – seine eigene Lebens- und Familiensituation neu bewertet und für viele gehört es nun zum unabdingbaren Must-Have, wieder mehr Zeit für Familie und eigene Bedürfnisse zu haben, anstatt ständig zwischen zwei Szenarien hin und her zu Pendeln.

Für jedes zukunftsorientierte Unternehmen stellen sich deshalb jetzt zwei ganz drängende Fragen:

1.    Welche positiven Erfahrungen können wir aus der Corona-Krise mitnehmen und im besten Sinne weiterentwickeln?

  • Fehlerkultur
  • Kommunikationsverhalten
  • Improvisations- und Innovationsvermögen
  • Digitalisierung von Prozessen und Workflows
  • Effizienteres Zeitmanagement

2.    Welche negativen Erfahrungen können wir aus der Corona-Krise mitnehmen und im besten Sinne weiterentwickeln?

  • Zu wenig Abstimmung und Übernahme von Verantwortung
  • Zu viel Hektik, Orientierungs- und Führungslosigkeit
  • Zu wenig soziale Kontakte sowie Austausch
  • Zu viel operatives und unpersönliches Geschäft
  • Zu wenig Abgrenzung zum Privatleben
  • Zu viel Erreichbarkeit rund um die Uhr

Krise als Chance

“Die Krise bietet die Chance, die Art, wie wir künftig zusammenarbeiten, grundlegend zu ändern”.

(Janina Kugel, Boston Consulting Group)

Jede Krise bringt immer beides hervor:

Diejenigen, die an alten Mustern festhalten, das vermeintlich Sichere suchen und diejenigen, die den Durchbruch mit ganz neuen Ideen und Handlungen ermöglichen. Im Praxistest im Unternehmen wird sich schnell zeigen, welcher Weg der bessere ist.

Ich prophezeie – und das leite ich nur aus den vielen vertrauensvollen Gesprächen mit meinen Kunden ab – dass immer mehr Menschen sagen werden:

“Bei dem System will ich nicht mehr mitmachen!”

Das wird von Unternehmen ein klares Bekenntnis fordern, zu welcher Seite sie gehören möchten – auch in dem Wissen darum, dass sich Talente in Dinosaurier-Systemen nicht halten lassen werden.

Mein Kunde hat in einem Bruchteil einer Sekunde, wie oben beschrieben, die Entscheidung getroffen, dass er unter diesen Vorzeichen nicht mehr bei seinem jetzigen Arbeitgeber dazugehören will. „So krass mit den Füssen abgestimmt“ habe er noch nie, so seine Aussage mir gegenüber.

In Krisen wird gerne der langfristige Impact auf die Menschen und Systeme unterschätzt, frei nach dem Motto: “Das haben die in ein paar Monaten sowieso vergessen, dann wird eine ganz andere Sau durchs Dorf getrieben!”. Nein, am Beispiel meines Klienten ist es sichtbar geworden, dass sich im Gedächtnis eine solche Enttäuschung tief einbrennt und auch nach Wochen noch Bestand hat. Längst hat er sein gesamtes Kontaktnetzwerk angeworfen und sucht aktiv in den üblichen Gazetten nach einem passenderen neuen Arbeitgeber. Einem, der ihm die Selbstbestimmung gewährt und erkannt hat, dass nur zufriedene Mitarbeiter auch die produktiveren sind.

New Work als Abkehr von den Dinosauriern

New Work bedeutet genau deshalb eben nicht, bestimmte Tools fast rezepthaft einzusetzen, sondern New Work bezeichnet eine veränderte Haltung, eine Weltanschauung, die mit den ehemals üblichen Dinosauriern nichts mehr zu tun hat. Mit welchem zugrunde gelegten Menschenbild wollen wir zukünftig Menschen führen? Das muss die Frage der Zukunft sein. Denn bisher glaubten wir, dass ein Unternehmen eine mechanistische Maschine sei und der Mitarbeiter darin eines der vielen kleinen Zahnrädchen, die die Maschine am Laufen halten.

New Work sieht das Unternehmen nicht mehr als ein mechanistisches-wenn-dann-Konzept, sondern als ein organisches System, welches sich immer weiter verändert und runderneuert, entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Unternehmenszugehörigen.

Als Game-Changer sich neu erfinden

Zeitgleich wird für mich auch sichtbar, dass sich Menschen mit unglaublicher Freude und Begeisterung an der Umgestaltung ihrer neuen Realität beteiligen und sich und ihr Unternehmen als Game-Changer neu erfinden.

Das passierte zeitgleich zu dem von mir soeben beschriebenen Fall meines Kunden. Während er, wieder zurück im Homeoffice, seine Wunden leckte, haben mir andere Kunden von wundervollen Chefs erzählt, die Dankespakete mit Leckereien und Lektüre am Ostersonntag von einem Boten zu ihrem Mitarbeiter nach Hause bringen ließen oder Chefs, welche persönliche und handgeschriebene Briefe an ihre Mitarbeiter versandten, die meine Kunden und deren Ehepartner zu Tränen rührten, weil sie so viel Wertschätzung nicht für möglich gehalten hatten. Das alles ist zeitgleich mit der unfassbaren Wucht von Corona geschehen. Auch an diesen Beispielen zeigt sich die größtmögliche Unterschiedlichkeit von Wertesystemen, die unter einem Dach vereint niemals für gute Zusammenarbeit sorgen können. Entweder man gehört zu den Progressiven oder zu den ewig Gestrigen, den Dinosauriern. Dass diese längst ausgestorben sind oder zumindest nicht mehr in unsere heutige Arbeitswelt passen, hat sich ja bereits herumgesprochen.

Die Progressiven nehmen Abschied vom alten Dinosaurier und brechen in die Zukunft einer neuen Zusammenarbeit auf. Eine, in der der Mitarbeiter mit seinem Input im Zentrum aller Aufmerksamkeit steht und dafür im Gegenzug nicht nur Loyalität, sondern auch Produktivität und Kreativität zurückgibt.

Mehr Nähe durch Distanz

Auf Distanz zu arbeiten bedeutet für mich nicht, dass wir uns nicht nahe sein können, und es bedeutet auch nicht, dass uns der andere nur als Zahnrädchen im System wichtig ist. Unsere aktuellen Umstände fordern vor allem Führungskräfte dazu heraus, sich für den Menschen, der ihm anvertraut ist, auch zu interessieren – mehr denn je. Nicht jede Sekunde des Tages, doch konzentriert auf bestimmten Austausch hin, mehr als bisher.

Worauf warten wir noch?

Hand aufs Herz, wenn wir früher an der Kaffeemaschine im Büro standen und uns oberflächliche Nettigkeiten zusprachen, dann ersetzen wir das jetzt geplant durch ein tieferes Gespräch via Video Call zwischen zwei Menschen, die mehr voneinander wissen wollen, als nur ob der Kaffee mit Milch und Zucker oder ohne getrunken wird. Corona als gemeinsam erlebte Krise gibt uns die große Chance, Unternehmen wieder menschlicher zu machen. Also los, worauf warten wir noch!?

Mein Kunde übrigens hat seine aktuelle Situation bereits als seine „größte Chance“ betitelt. Nun will er die Weichen so stellen, dass seine Bedürfnisse, seine Werte und seine persönliche Lebenssituation „mit Kind und Kegel“, wie er immer so schön sagt, endlich unter einen Hut zu bringen sind. Er ist übrigens genauso wie ich davon überzeugt, dass uns das gemeinsam gelingen wird – er beschreibt sein Jahr 2020 sogar als sein „Golden Twenty“ Jahr.

Ich bin sehr dankbar dafür, meinen Kunden in eine neue und für ihn goldenere Zukunft begleiten zu dürfen, denn seine innere Kündigung, die innerhalb nur weniger Sekunden ihren Höhepunkt fand, öffnete ihm plötzlich ganz neue – bisher verschlossene – Türen, denn Sie werden es nicht glauben, es stehen bereits die ersten Vorstellungsgespräche für ihn an.

Sollten Sie in einer ähnlichen Situation sein, dann melden Sie sich gerne bei mir. Ich habe für meine Kunden ein modernes Bewerbungsformat entwickelt, welches den Bewerber sich nicht mehr devot bewerben, sondern mit hoch erhobenem Kopf präsentieren lässt. So selbstbewusst und mit dem sicheren Wissen, wer man ist und wie man zukünftig arbeiten will, gelingt es auch, einen neuen Arbeitgeber von sich und seinen Ideen zu überzeugen, weil man begeistert für bestimmte Werte einsteht und sich niemand dieser wundervollen Leidenschaft einfach entziehen kann. Sie wollen mit Ihrer Bewerbung auch magisch anziehen? Schreiben Sie mir jetzt einfach eine Nachricht über mein Kontaktformular.

Fazit

Natürlich sehen wir im Coronavirus SARS-CoV-2 den Auslöser einer weltumspannenden Krise, die uns gesundheitlich und wirtschaftlich völlig neue Herausforderungen aufzwingt. Doch Hand aufs Herz, das Virus rafft nicht nur vorerkrankte Patienten dahin. Vor kränkelnden Unternehmen macht es genauso wenig Halt.

Deshalb ist für mich persönlich die C-Krise kein schwarzer Schwan, sondern war schon länger absehbar. Diese Erkenntnis müsste längst in den Managementboards angekommen sein und dem letzten Mohikaner gezeigt haben, dass er oder sie sich nicht mehr persönlich aus dem Geschehen heraushalten kann.

Es ist unser aller Aufgabe, eine neue Zukunft aktiv mitzugestalten und die Führungs- und Unternehmenskulturen nachhaltig zu transformieren. Ein lapidares „Weiter wie bisher“ wird es nicht mehr geben, dafür ist schon viel zu viel in Transformation – die Diskussion um das Homeoffice lehrte es uns bereits – dass sich im Grunde „nur“ unterschiedliche Wertesysteme gegenüberstehen und auf ihr Recht zu überleben pochen.

Wenn Sie jetzt mehr über Werte-orientierte Führung erfahren möchten und erkannt haben, dass das Wertvollste, was Sie und Ihr Unternehmen zu bieten haben, Ihre Werte sind, dann sollten wir uns schnell kennenlernen. Ich bin nur einen Klick weit von Ihnen entfernt.

Rufen Sie mich jetzt an oder schreiben Sie mir über mein Kontaktformular. Gemeinsam finden wir heraus, wie Sie den Hebel zu einer modernen Führungskultur umlegen, um Loyalität, Produktivität und Motivation als echte Game-Changer wieder in Ihren Teams zu spüren bekommen.

Ich freue mich sehr darauf, Sie und Ihre Unternehmensgeschichte kennenlernen zu dürfen.

Ihre Franziska Ambacher

Ihr Inspirationsfeuerwerk für Werte-orientierte Veränderung

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